
Großenhain war die wichtigste Station auf der Hohen Straße zwischen Boritz/Merschwitz bzw. Strehla/Lorenzkirch und Kamenz. Hier wohnte der Geleitsmann, der das markgräfliche, später kurfürstliche Geleit von den Fuhrleuten einkassierte. Wenn sie in Leipzig ankamen, hatte ein Bote bereits das Verzeichnis der überprüften Wagen aus Großenhain gebracht, und wer nicht darin stand, konnte sein Fuhrwerk verlieren.
Nachts standen die Wagen auf dem riesigen Marktplatz, wo sie vor Räubern geschützt waren. Seit 1443 besaß die Stadt das Niederlagsrecht: alle Waren mussten zuerst hier feilgeboten werden. Auch der Waidhandel wurde 1489 von Görlitz hierher verlegt. Handwerker fanden reichliche Aufträge.
Ob wohl von all diesem Reichtum noch etwas übrig ist? Wenn man vom Cottbusser Bahnhof in die Stadt geht, kommt man an frisch sanierten Villen vorbei und am Postamt mit dem telefonierenden Engel. Soviel ich weiß, gibt es einen ähnlichen Engel nur noch in ’s-Hertogenbosch (wie hätte das dem alten Bosch gefallen!), wo er allerdings auch noch eine Handynummer und einen Twitter-Account hat.

Rings um die Stadt, an einigen Stellen noch von den Resten der alten Stadtmauer begleitet, zieht sich die Mozart-Allee und die Franz-Schubert-Allee, am schönsten zur Zeit der Laubfärbung. 1994 wurde mit der Wiederherstellung des historischen Promenadenrings begonnen. Die schönsten Gärten der Stadt wurden 2007 im ersten Sächsischen Gartenkulturpfad zusammengefasst. An der Kreuzung zur Bahnhofsstraße/Poststraße steht ein Denkmal für die Opfer des Faschismus.

Wir folgen nun der Poststrasse in die Stadt hinein, vorbei am beruflichen Schulzentrum, und sehen bereits die Ruine des Magdalenerinnenklosters, dahinter den Rathausturm.
Das Kloster wurde im Jahre 1240 zum erstenmal erwähnt, als Markgraf Heinrich von Meißen „den Reuerinnen in Großenhain (sororibus penitentibus in Ozzek ob reverenciam beate Marie Magdalene Christo famulantibus) 9 3/4 Hufen mit Hofstätten und allem Zubehör in Naundorf (Nuendorf)“ übertrug, „welche Johann von Schönfeld (Sconeuelt) ihm aufgelassen hat“.

1298 schenkte Markgraf Friedrich den Nonnen die Großenhainer Pfarrkirche mit dem Patronatsrecht. Offenbar ärgerte sich die Bevölkerung am heimlichen Gemach der Schwestern an der Stadtmauer, dessen ungehinderte Benutzung ihnen 1360 urkundlich zugesichert wurde.
Als die Nonnen 1540 nach der Reformation das Kloster verlassen mussten, sollen sie es in Brand gesteckt und einen großen Teil der Stadt damit vernichtet haben.