Im Schradenland: Heimatstube Gröden

Heimatstube Gröden
Heimatstube Gröden

„Frühs“ um halb neun fährt der Bus vom Bahnhof Elsterwerda ab (jetzt ist Schluss mit VVO-Tageskarte). Nur wochentags, und er ist leer. Zuerst eine kleine Stadtrundfahrt, dann über die Schwarze Elster, vorbei am Elsterschloss, durch Krauschütz. Das Pfeifholz begrenzt wie ein kleines Gebirge den Horizont. Überall die Plakate für die 800-Jahr-Feier von Gröditz. Da muss ich natürlich auch hin. Mein Großonkel Alfred Häntzschel aus Sebnitz hat nach dem Krieg das Stahlwerk wieder mit aufgebaut. Weil die Zugverbindung damals noch schlechter war als heute, hat er oft bei uns in Dresden übernachtet. Er sprach den wunderschönen Sebnitzer Dialekt mit meiner Oma. Mit uns redete sie immer nur Hochdeutsch, leider, bis auf das gelegentliche „oak ni jechn“.

Gasthof "Zu den Linden"
Gasthof „Zu den Linden“, Gröden

In einem Hui sind wir in Gröden und der Bus hält am ehemaligen Gasthof „Zu den Linden“, erbaut als Försterei und später der Gasthof „Rautenstrauchs Erben“. Dem Bildnis von Max Rautenstrauch, verstorben 1918, werde ich später in der Heimatstube begegnen.  Ein Foto des Portals von K.-D. Schumacher finden wir in der Deutschen Digitalen Bibliothek.

Gleich neben dem Gasthof findet man die für den Grödener Riesenstollen berühmte Bäckerei mit dem trefenden Namen Noel. Noch ein Grund, zum Grödener Weihnachtsmarkt wiederzukommen.

Ganz frisch renoviert das gewaltige Kriegerdenkmal auf dem kleinen Dorfplatz gegenüber.  „Es wurde im August 1891 zum Gedenken an die sechs gefallenen Grödener aus dem Deutschen Krieg 1866 und dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 errichtet.“ (Amt Schradenland) Dahinter beginnt der wunderschöne Dorfanger mit den größtenteils erhaltenen Bauerngehöften. Sie haben fast alle auf der Rückseite des Hofes eine große Scheune mit Durchfahrt, blühende Vorgärten und Weinspaliere an den weißen Wänden.

Gehöft mit Weinspalier, Gröden
Gehöft mit Weinspalier, Gröden

Von den Weinspalieren erzählt auch O.E. Schmidt, bei dem sich eine Bäuerin beklagt, dass „der Vater“ (ihr Mann) alle Blätter mit der Schere abgeschnitten habe, um den Trauben mehr Licht zu verschaffen, worauf diese verdorrten. Eine Geschichte mit mancherlei Nutzanwendungen. Die jetzigen Grödener jedenfalls lassen das Weinlaub dran. Nur die Gänse weiden nicht mehr auf dem Anger, sie würden wohl schnell den Autos zum Opfer fallen.

Martinskirche Gröden
Martinskirche Gröden

Am anderen Ende des Angers die Martinskirche aus dem 16. Jahrhundert. Ob bei dem spätgotischen Altar wieder die Großenhainer Schnitzerschule am Werk gewesen war? Auf dem kleinen Friedhof habe ich nur ein Grab gesehen, das von Otto Kloss, 1887 – 1958 Lehrer und Kantor. Auch über ihn erfuhr ich später mehr: er leitete 1947/48 die Volksmusikgruppe des Ortes.

Die Heimatstube befindet sich gleich hinter der Kirche in der ehemaligen Schule. Sie kann auf Anfrage besichtigt werden, Kontakt: Christel Sucher, Telefon 035343 60079. Frau Sucher ist sehr nett und schloss mir das kleine Museum auf.  Im unteren Zimmer gibt es vor allem landwirtschaftliche Geräte zu sehen, aber auch Erinnerungen an die DDR-Zeit, unter denen mit ein Plakat auffiel mit dem Text „Die Kulturgruppe des Jugendklubhauses „Philipp Müller“ Gröden bringt Ihnen am… in… das Singspiel in 3 Akten „Am Tore unterm Lindenbaum“…anschließend Tanz“ .

Plakat Jugendklubhaus Gröden
Plakat Jugendklubhaus Gröden

Das Jugendklubhaus stand in der Nähe des Schulplatzes und wurde nach der Wende abgerissen. – Ich fragte nach der Ortschronik und durfte darin blättern, fand weitere interessante Geschichten, so von der Geleitsordnung, nach der alle beladenen Wagen über Großenhain fahren mussten, um dort den Zoll zu entrichten, die leeren Wagen aber durften über Gröden fahren „wenn es ihnen bequemer war“.  – Ganz besonders interessant waren für mich die Tafeln mit den Firmengeschichten, vor allem der Firma Hermann Kaube, Kolonial- und Schnittwaren. Hermann Kaube, so wird erzählt, war ein Händler, der mit einem „Bauchladen“ über Land reiste. 1892 eröffnete er sein Geschäft in Gröden, eines der größten Geschäfte im Schradenland.

Heimatstube Gröden, Wohnzimmer
Heimatstube Gröden, Wohnzimmer

Im oberen Stockwerk ist ein Wohnzimmer aus dem 19./frühen 20. Jahrhundert zu bestaunen, mit Sofa, Nähmaschine, Handtuchhalter, Büffet u.v.m.

Nochmals ganz herzlichen Dank an Frau Sucher vom Heimatverein!

Weiter ging es hinauf ins Pfeifholz… (Fortsetzung folgt)

 

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